Die Audio-Lügen

AKAI Bandmaschine GX-285D

Das nachfolgend präsentierte Exemplar stammt von 1973 und befindet sich in erster Hand.
Damals lag der Listenpreis bei etwa 2200 DM.
(Ich bekam sie über Großhandels-Beziehungen preiswerter für etwa 1800 DM.)
Zuvor (ab ~1969) hatte ich ein Grundig TK145 (die ohne Schieberegler).

Der Betriebsstundenwert beträgt nur etwa 1500.
Aus diesem Grund ist die Maschine technisch mängelfrei - alles funktioniert.
Auch optisch ist sie nahezu makellos.

Eine solch geringe Nutzung über mehr als 30 Jahre hinweg hat natürlich Gründe.
Bundeswehr, Studium, Beruf, Umzüge hatten zur Folge, daß das Gerät immer wieder längere Zeit
gut konserviert weggestellt war.
So auch von 1995 bis 2004:

Die Maschine konserviert im Keller befindlich bot ich sie bei eBay mit Startpreis 239 EUR an.
Während der Auktion packte ich sie aus, reinigte sie, wie sie noch nie gereinigt wurde,
fotografierte sie, nahm sie erfolgreich in Betrieb - und hatte Glücksgefühle dabei.
Daraufhin bereute ich die Auktion!
Ich glaube, ich hätte die Auktion abgebrochen, wenn die Gebote unterhalb 450 EUR geblieben wären.
Das war erfreulicherweise nicht notwendig, denn niemand bot den Startpreis.

Unter anderem deshalb kaufte ich einen Sennheiser HD600 Kopfhörer
und kümmerte mich um Nachschub von gutem Bandmaterial und weiteren TB-Artikeln.

Ich werde die Maschine dauerhaft behalten, bis sie möglicherweise total erledigt ist.
Zum Finale werde ich sie lieber eigenhändig auf den Müll werfen als sie per Ramschpreis
oder gar kostenlos jemand anderem in die Hände zu geben:

Auktion bei eBay eines anderen Exemplars GX-285D:  Knapp 6 EUR nach 6 Tagen Angebotsdauer - ohne mich!

Riesengroßes Bild
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Riesengroßes Bild

Diese Bandmaschine hat noch die extrem solide Bauweise vom Aufkommen der GX-Köpfe her.
Spätere AKAI-Maschinen waren zwar technisch beeindruckender gestaltet, jedoch vom Material her
nicht mehr derartig hochwertig aufgebaut.

Die Kopfabdeckung, deren Befestigungsrahmen und der untere, schwarze Teil der Frontplatte
sind jeweils ein Teil aus massivem Druckguß, schwarz eloxiert und geschliffen.
Das gilt sogar für das DOLBY-Schildchen.
Ebenso die Gehäuse der VU-Meter, einschließlich des geriffelten Teils mit der Abgleichschraube.
Die Scheiben der VU-Meter sind aus Glas!  Die Beleuchtung hat einen gleichmäßigen Flutlichteffekt,
also Lichtverteilung im Skalenblatt.
Alle runden Knöpfe sind aus Vollmetall, gefräst, gedreht, geschliffen.
Die fünf Laufwerkstasten haben eine Zierblechauflage, sind also nicht massiv.
Tja, die Zählwerkabdeckung ist leider aus Plastik; deshalb fiel sie auch eines Tages ab, tja.
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Konserviert weggestellt.

Das Gehäuse ist komplett aus Holz, mit echtem Furnier.
Die Rückseite ist lasiert; dort wäre Furnier kaum sinnvoll.
(Neuere AKAI haben hinten Lochraster-Presspappe.)

Die GX-Köpfe:
Aufnahme- und Wiedergabekopf haben eine spiegelglatte Glas-Oberfläche.
Das sieht man eindeutig nur, wenn man sich beim Betrachten bewegt.
Was hier bei diesem stehenden Bild zu sehen ist, liegt unter der Glasoberfläche.
Beim Aufnahmekopf sind ein paar kleine, eingeschlossene Gasbläschen zu sehen.
Beim schwarzen Löschkopf ist Glas rein optisch eigentlich nicht erkennbar.
Ich vermute, daß es sich aber doch um eingefärbtes Glas handelt.

Der schräge Metallstreifen ist Bestandteil der Höhenverstellung des Wiedergabe-Kopfes.
(Autoreverse-W.)
Geräte mit sechs Köpfen (LAWWAL) sind bei Autoreverse (W+A) uneingeschränkt.
Wenn der Wiedergabekopf 4 Spuren hätte, könnte die Höhenverstellung entfallen
und bzw. anstelle von LAWWAL bräuchte man nur LAWAL.

Wenn man bedenkt, daß dieses Gerät 1972/73 für private Heimanwender gebaut wurde, ist es gerätetechnisch
ziemlich professionell gemacht.
Es gibt zwar kein Druckguß-Chassis, welches aber auch bei 18cm-Spulen nicht notwendig ist.

Der Transformator oben hat innen ein breites Kupferband umschlungen, ist mit Stahlblech gekapselt
und hat um den Kern eine MU-Metall-Abschirmung.
Der Servo-Motor hat letzteres ebenfalls.

Alle Steckverbindungen im Elektronikbereich sind vergoldet. Stecker als auch Buchse.
Die Relais haben vergoldete Kontakte.
Im unteren Blechkasten befinden sich 10 Steckkarten mit der Elektronik.

Die Stromversorgung und die Servo-Regelung sind beim Servo-Motor.
Der Brückengleichrichter bestand ursprünglich aus zwei Doppeldioden. Davon war mal eine defekt.
Seitdem ist ein B80-5000/7500 eingebaut.  Den Transistor außen auf dem Alublech hatte ich
im Zusammenhang pauschal gewechselt.  Da ist jetzt ein stärkerer Typ von RCA drauf.

Zum Vergleich mit einem absolut professionellen Bereich:
Ich war ab 1974 bei der Bundeswehr in der Fachgruppe »Elektronische Kampfführung«.
Dort waren -damals- starr-flexible Multilayer-Platinen mit bis zu 21 Layern Standard!
Damit hätte man sich konzeptionell die vielen konfektionierten Kabelbäume in der GX285 sparen können.

Hier ist die Stahlschiene, die die oberen Platinenkanten fixiert und die drei Befestigungspunkte hat, nicht abgebildet.

Das Gerät war ursprünglich für Kopfhörer mit 8 Ohm ausgelegt, per Übertrager (Trafos) ca. 15mm kubisch.
Da ich jetzt einen Sennheiser HD600 mit 300 Ohm habe, habe ich die Schaltung der Platine »5215« geändert.
Das war ein voller Erfolg.  Der Klang ist jetzt viel lauter an 300 Ohm - und präziser, jetzt ohne Trafos natürlich.
Die Kopfhörerlautstärke ist mittels VOLUME-Poti einstellbar.



Leider ist die Schaltungstechnik der Elektronik gar nicht professionell:
Keine doppelte Betriebsspannung, keinerlei Differenzverstärkeranwendung, nur Bipolar-Transistoren asymmetrisch,
immens viele Elektrolyt-Kondensatoren im Signalweg, nur passive RC-Nachsiebungen,
Schalter mit mehreren Wechslerkontakten und lange Signal-Leitungen von da verteilt, etc.
Der Fremdspannungsabstand ist auch deshalb nicht so gut.

Technische Daten
Gewicht: 22 kg
Abmessungen: Breite 435 mm; Höhe 460 mm; Tiefe 260 mm
Netzspannung: 100 Volt bis 240 Volt Wechselspannung 50/60 Hz
Aufnahmesystem: 4-Spur-Stereo GX-Kopf
Wiedergabesystem: 4-Spur-Stereo GX-Kopf
Bandgeschwindigkeiten: 19 cm und 9,5 cm/sek
Max. Abweichung: 0,5 %
Tonhöhenschwankungen: Weniger als 0,08 % RMS bei 19 cm/sek;
weniger als 0,12 % RMS bei 9,5 cm/sek
Frequenzgang: 30 Hz bis 24000 HZ (±3 dB) bei 19 cm/sek;
30 Hz bis 19000 Hz (±3 dB) bei 9,5 cm/sek
Ruhegeräuschspannungsabstand: Besser als 50 dB (GX-280-D);
besser als 58 dB (GX-285-D mit Dolby)
bei 9,5 cm/sek
Klirrfaktor: Weniger als 1,5 % (1000 Hz bei 0 dB)
Übersprechdämpfung: Besser als 70 dB (Mono); besser als 50 dB (Stereo)
Löschspannungsabstand: Besser als 70 dB
Line-Ausgang: 1,23 Volt (0 dB) 100 Ohm bei 20 kOhm Mindestbelastung
DIN-Ausgang: 0,4 Volt/50 mV (high) /5 mV (low) 68 kOhm
Line-Eingang: 150 mV/150 kOhm
Mikrophon-Eingang: 0,8 mV an 10 kOhm
Schneller Vorlauf: 75 Sekunden für 350 m bei 50 Hz
Tonwellenmotor: Servo-Motor mit elektronischer Umschaltung auf zwei Geschwindigkeiten
Spulenmotore: 2 Außenläufermotore
Transistoren: GX-280-D: 26; GX-285-D: 73 (FET 4)
Dioden: GX-280-D: 15; GX-285-D: 55
Integrierte Schaltkreise: 2
Max. Spulengröße: 18 cm


Copyright © 2004 Helmut Schellong