Professionelles Konzept
zur Belüftung und Kühlung
eines Computers

Fortsetzung: Core 2 Duo



In der Vergangenheit hatte ich stets Fertig-Computer von großen Herstellern, wie z.B. Compaq, gekauft.
Ich war damit zufrieden, bis auf zwei/drei wesentliche Dinge:

Das normale Belüftungskonzept hatte zur Folge, daß etwa alle zwei Monate jede Gehäuseöffnung
mit Staubflusen bedeckt oder vollgesogen war.
Auch die allerkleinsten Ritzen, der Rotor des Lüfters und alle Öffnungen der eingebauten Geräte.
Desweiteren wurden alle diese Bereiche grau-braun verschmutzt.
Nach etwa 1½ Jahren waren die Fingerkühlkörper im Netzteil mit dickem, schwarzen Staubfilz belegt,
etwa wie die Watte bei Wattestäbchen - grauenvoll !

Diese von mir als sehr störend empfundene Dreck- und Lärmkatastrophe
wollte ich bei einem neuen Computer unter gar keinen Umständen mehr haben.
Ich habe daher unter Verwendung eines ATX BigTower mir selbst einen Computer
zusammengestellt, -gebaut und nachfolgend modifiziert.

Erfolgreich realisiert habe ich:

Die enormen Vorteile sind: Nachteile gibt es auch: Man beachte oben den Real Mode - das kann eine böse Falle sein!
Man hat beispielsweise eine DOS-Boot-Diskette gebootet und steht am Prompt: A:>
und man macht gar nichts. Und trotzdem 'brät' der Prozessor mit vollen 30 Watt !
Andererseits beispielsweise unter NT oder Unix bei normaler CPU-Auslastung
werden nur 8 Watt in Wärme umgesetzt.
Der Prozessor hat 5 verschiedene PowerDown-Zustände (snoop,sleep,...), die wohl nur
im Protected Mode funktionieren.
 
Der verwendete Kühlkörper hat 75mm Länge und einen Wärmewiderstand von 2,4 °C/W,
bei stehender Luft.
Da er im Abluftstrom des Netzteils liegt, hat er etwa 1,6 °C/W bei dieser leicht forcierten Luftkühlung.
Der Original-KK (Intel - In the Box, Celeron366PPGA) hat  5-6 °C/W ohne Lüfter,
mit aufgerastetem CPU-Lüfter bei stark forcierter Luftkühlung etwa  1,3 °C/W (rechtes Diagramm),
also leicht besser als der Passive.
Durch ein Luftleitelement und/oder agressivere Einstellung des Reglers kann die Wirkung des Passiven
noch erhöht werden, aber bei diesem Prozessortyp ist das nicht nötig.
Passiver KK KK-Graph KKforciert
[Bildquelle: Fischer-Elektronik, Lüdenscheid; Bilder wurden bearbeitet]

Wie man am rechten Diagramm sehen kann, ist forcierte Luftkühlung außerordentlich wirksam.
Der Wärmewiderstand kann bis auf ein Fünftel gedrückt werden.

Übrigens verbessert sich die Wirkung von passiven Kühlkörpern, je heißer sie werden,
denn die Konvektion wird dabei immer stärker!


Filter nach etwa 8 Monaten

filter.jpg
Diese Konstruktion ist ein Geniestreich.  ;-)
Einfach, billig, ohne Spezialteile, einfach zu fertigen, zu justieren und voll funktional.
Sie verbiegt und zerbricht nicht, da die Feder nachgibt.
Die Feder ist über einen Draht (rechts gezeichnet) einfach an's Lüfter-Schutzgitter gehängt.
Der linke Kupferdraht wird von einer (hier blauen) Dosenklemme festgehalten.
Bei Stahldraht (event. leicht klebrig gemacht) könnte man auch einen kleinen Starkmagneten nehmen.
Der verzinkte Maschendraht ist weichlötbar. (Gartenbaumaterial)
Am Computer muß für diese Konstruktion überhaupt nichts gemacht werden.
Montage und Demontage sind ganz ohne Werkzeug möglich.
Filterfläche: ca. 21 x 36 cm²
Die Filterfläche ist so groß, daß die Lüfter-Luftleistung praktisch nicht mehr vermindert wird.

Die Sauberkeit des Computer-inneren ist hier erkennbar;
nach vielen Jahren Betrieb, oft 24h/Tag.
Ein Grobfilter, der nur groben Staub fernhält, genügt mir nicht.
Erst recht nach der Filtervergrößerung kann ich selbst bei 40°C Umgebungstemperatur
sorglos weiterarbeiten, auch mit CPU-Vollast.


Neuerdings betreibe ich den PPGA-Celeron366 mit Adapter S370-133 (statt S370) auf einem P3B-F,
wobei diese Kombination eine Kristalltemperaturmessung mittels der OnDie-Meßdiode erlaubt.

Bei 25° Umgebungs- und 35° Boardtemperatur geht der angezeigte Temperaturwert auf etwa 69°C hoch,
im Worst-Case, im BIOS stehend (Hardware-Monitor; Real Mode).
Der Kühlkörper hat dabei 56°C, Celeron-Gehäuseoberfläche dürfte 61° haben (max. 85°).
Die maximale Kristalltemperatur des Celeron366 dürfte bei mindestens 90° liegen, somit werde ich auch
bei 40° Umgebungstemperatur keinerlei Probleme bekommen:  69+15= 84° Tjunction.

Im Normalfall, unter Unix oder NT im Protected Mode, wird hier nur etwa 40° Kristalltemperatur angezeigt.

Die maximale Tjunction der aktuellen FCPGA3-Pentiums liegt bei nur 85...80 °C !
Bei denen fehlt aber weitgehend der Wärmeübergangswiderstand Kristall-->Gehäuseoberfläche. (OLGA-Technik)

Demnächst werde ich einen FCPGA3 650/700 MHz einstecken, wodurch auch noch der FSB von
66 auf 100 MHz steigt (ECC-RAM 2-2-2-Timing), und ich dadurch insgesamt eine beträchtliche
Performance-Steigerung erhalten werde - ohne einen neuen Computer kaufen zu müssen.


Neuerdings2 habe ich einen PentiumIII-FCPGA-700MHz.
Die sonstige, oben beschriebene Konstruktion ist fast gleich geblieben.

Da die Prozessor-Oberfläche jetzt niedriger liegt als der höchste Punkt der Fassung (Hebellager),
habe ich eine flache Stufe -13x1,3mm- unten in den Kühlkörper gefeilt.
Der Prozessor kontaktiert mit seiner Fläche, die wesentlich geringer als 1cm² ist (Celeron: 6cm²),
über normale Wärmeleitpaste mit nur  1 W/mK  den Kühlkörper.
(ArcticSilver mit >5 W/mK werde ich letztlich verwenden.)

Bei Tu=20°C, 100% CPU-Last dauerhaft und ohne CPU-Lüfter erreicht die Kristall-Temperatur 70°C.
Im Normalbetrieb unter NT oder Unix liegt diese Temperatur bei nur 30°C.
Bei Leistungsspitzen steigt sie um etwa 12° innerhalb weniger Sekunden.
Daran kann man den Wärmewiderstand der Pastenzwischenlage+CPUgehäuse erkennen.
ArcticSilver wird das -geschätzt- auf 6° reduzieren.
Ein einfaches Luftleitelement wird wohl mindestens weitere 5° bringen.

Ja, ArcticSilver hat die 100%-Endtemperatur von 70° auf 67° gedrückt,
und der sekundenschnelle Anstieg bei Leistungsspitzen ist deutlich schwächer,
etwa 4° weniger im Mittel.
Dabei habe ich die Schicht aus dieser Paste nicht ganz optimal dünn aufgetragen.

Weitere 3° weniger durch Erneuerung der Luftfilterschicht und ArcticSilver2 (8W/mK).

Meine Konstruktion ist auch bei diesem Prozessor bereits recht sicher, aber für 40°C Umgebungstemperatur
will ich sie noch etwas verbessern.

Wenn man aus 10cm Entfernung den Kühlkörper halbwegs anbläst, mit einem CPU-Lüfter, so bringt das
bereits etwa 10° weniger.
Dessen Drehzahl schwankt aber so zwischen 3700-3850 U/min, was mich geräuschmäßig doch stört.
Es ist die Tonhöhenschwankung, die mich stört.
Meine Regelelektronik mit hochkonstanter Referenz hat also absolut einen Sinn!


Weiterführende Hinweise

Ich betreibe zur Zeit einen Celeron366 im PPGA-Gehäuse auf einer CPU-Adapter-Platine
im Slot1 eines BX-PC100-Boards.
Der passive Kühlkörper zeigt in Längsrichtung seiner Stege zur großen Abluftöffnung des Netzteils.
Er ist gleitfähig auf die Kante der Fassung gehängt und wird von einem Federmechanismus auf das Zentrum
des Prozessors gedrückt (ca. 500g) und gleichzeitig mit einem Teil der Kraft gegen die Hängepunkte gezogen.
Letzteres geschieht bei dieser Einbaulage natürlich auch durch sein Eigengewicht.
Der Kraftpunkt liegt in einer kleinen Mulde genau über dem Prozessorzentrum.
 

Der oben gezeigte Kühlkörper ist ein Standardtyp, der nur ein paar Mark kostet.
Für forcierte Luftkühlung könnte man mehr Stege realisieren, die enger beieinander stehen.
Wegen der Wärmewiderstände innerhalb des Metalls gibt es da jedoch Grenzen.
Innerhalb des 10mm dicken Bodens gibt es bei 17 Watt beispielsweise etwa 0,3 °C Temperaturdifferenz
pro Zentimeter.
Der Boden ist selbstverständlich nicht plangeschliffen, er hat eine Krümmung in Form einer Badewannenkurve,
ist aber in der Mitte (CPU ca. 1 Zoll²) ausreichend plan (0,01-0,02mm).

Der dünnwandige Kühlkörper von Intel hat vom Meßpunkt an der Seite bis zum Prozessorgehäuse
etwa 10 °C Temperaturerhöhung!  Aufgeteilt in 4° im Kühler + 5-6° Kühler zum Gehäuse.
Intel verwendet ein stoffähnliches Kunststoffgewebe 0,05mm, das mit trockener Wärmeleitpaste vollgepreßt ist,
um zu isolieren, die Paste festzuhalten und um die Lüftervibrationen nicht durchkommen zu lassen.
Das ist meiner Meinung nach eine richtig gute Lösung, die Gedankenreichweite beweist.

Ich habe beim Passiven 4° Differenz CPU-->KK mit isolierender Kapton-Scheibe als Zwischenlage.
Im KK selbst ist die Differenz mit <1° vernachlässigbar.
Achtung, Kapton-Verbindungen sollte man bei mindestens 35° lösen, bei 20° sind sie
wie festgeklebt!  (Fön ;  Reinigungen mit Isoprophyl-Alkohol)

Kapton-Scheiben sind 0,05mm dünne Polyimid-Folien, beidseitig mit spezieller
Wärmeleitmasse beschichtet (je ca. 0,015mm), die bei etwa 50°C schmilzt.
Der absolute Wärmewiderstand ist 4-fach geringer als bei Silikon-Pads.
[Kapton ® Du Pont]

Zum Vergleich (isol., f. TO3-Transistor):
Material     Ww.[°C/W]     Wl.[W/mK]     Dicke[mm]
======================================================
 Kapton      0,167          0,532        0,05 (0,08)
 AluOxid     0,3        ca.13,3          2,9 (1,5-4,5)
 Glimmer     0,4            0,34         0,05
 Silikon     0,5-0,9        0,9          0,2-0,3
 Wl.paste    -              0,6-8        0,005-0,3
------------------------------------------------------
 Aluminium                  238
 Kupfer                     398
 Silicium                    80
------------------------------------------------------
Anhand der dimensionsunabhängigen Wärmeleitfähigkeit sieht man, daß Kapton die Wärme
am zweitschlechtesten leitet;  Kapton gewinnt durch die geringe Foliendicke.
Aluminiumoxid (Keramik) leitet am allerbesten, jedoch sind diese Isolierscheiben sehr dick.
Bei 1,5mm Dicke triumphiert AluOxid aber bereits, bei planen Flächen, hauchdünn mit WLPaste beschmiert.

Es stellt sich die Frage, ob man Isolierscheiben überhaupt verwenden muß.
Bei sehr hohen Wärmeleistungen und kleiner Fläche (z.B. 40 Watt und <1,5cm²) kann man sich das
eigentlich nicht mehr erlauben, denn es liegt dann etwa 30°C (!!!) Differenz an dieser Schicht.
Auch mit allerbester WLPaste -ohne Isolierung- ist das kritisch.
Bei 20 Watt und 6cm² (Faktor 8) sind's dann nur noch 4°C - das geht.

Ich würde sagen, man sollte eine solche Zwischenlage anbringen, solange das thermisch
machbar ist - bis maximal 8°C Differenz bei höchstintegrierten Schaltkreisen.
(Sofern die Gehäusetechnik nichts anderes vorsieht.)
Denn es ist generell sicherer und professioneller:
Der Kühlkörper ist elektrisch isoliert und hat ganz sicher nicht das Potential des Bauelemente-Gehäuses,
sofern eines vorliegt.
Eine mechanische (teilweise) Entkoppelung ist ebenfalls zu verzeichnen (Vibrationen,Scheuern).
Und die WLPaste kann sich kaum mit der Zeit wegquetschen.
Anmerkung:
Die Eloxal-Schicht bei eloxiertem Alu ist elektrisch nicht leitend, jedoch sehr dünn und ohne Garantie.

Kapton-Isolation ist bei aufgeklemmten Kühlkörpern ideal.
Beim ersten Heißwerden wird die Wärmeleitmasse weich und schmatzt sich perfekt an die Flächen an.

Tip:
Man soll nur soviel Wärmeleitpaste verwenden wie es nötig ist, um alle Unebenheiten der Metallflächen,
die ja sonst mit Luft gefüllt wären, auszufüllen.
Je dünner die Schicht, umso geringer ist deren Wärmewiderstand!
Bei hochfein und plan geschliffenen und ganz sauberen Flächen kommt gar nichts dazwischen!


Zurück zur Hauptseite